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Dipl.-Ing. Tobias Schellenberger, IVPU-Geschäftsführer

Beraten, Planen und Bauen 2009

Diplomingenieur Tobias Schellenberger, Geschäftsführer des Industriebverbandes Polyurethan-Hartschaum (IVPU) in Stuttgart im Gespräch mit der Redaktion EnEV-online.de

Autorin: Melita Tuschinski, Dipl.-Ing./UT, Freie Architektin
Herausgeberin und Redaktion des Fachportals EnEV-online.de

Bild 1: Diplomingenieur Tobias Schellenberger,
Geschäftsführer des (IVPU) in Stuttgart.   Foto © IVPU


- 14.11.2008
- Übersicht Fragen und Antworten

-> Top-Download: Industrieleichtdächer dämmen

-> Reicht die staatliche Förderung im Bestand?

-> Erneuerbare Energien als Allheilmittel?

-> Klimaschutz und Wärmedämmung

-> Energieeffizienz und Nachhaltigkeit

-> Ist Wärmedämmung wirtschaftlich?

-> IVPU-Praxishilfen für Berater und Planer

-> Verhindert Wärmedämmung dass Häuser "atmen"?

-> Warum sollen Bauherren mit Polyurethan dämmen?

-> Kontakt für weitere Fragen


Herr Schellenberger, unsere Leser von EnEV-online kennen und schätzen Sie als Experten für die Dachdämmung von Industrieleichtdächern. Ihre Fachartikel zu Hartschaumdämmung für Leichtdächer“ gehören zu unseren Top-Downloads. Sehen Sie eine Verbindung zur derzeitigen Situation am Baumarkt?

Schellenberger: Der Wohnungsbau ist von gegenläufigen Trends gekennzeichnet. Auf der einen Seite geht der Neubau seit Jahren kontinuierlich zurück. Deutschland hält mittlerweile die rote Laterne in Europa. In keinem EU Land, nicht einmal in der Slowakei oder in Ungarn werden weniger Wohnungen pro Kopf fertig gestellt. Auf der anderen Seite nimmt das Bauen im Bestand in Deutschland ständig zu. Nirgendwo sonst gibt es einen so großen Bestand an schlecht gedämmten und energetisch ineffizienten Gebäuden. Die Sanierungswelle rollt gerade erst an...

... wozu sicher auch die großzügige staatliche Förderung im Rahmen des CO2-Einsparprogramms beigetragen hat. Tut der Staat genug für energieeffizientes Bauen?

Schellenberger: Die Bundesregierung hat durch die Meseberger Beschlüsse gezeigt, dass sie es mit dem Klimaschutz ernst meint. Dieses Signal ist sehr zu begrüßen. Leider haben die Beschlüsse auch zu Missverständnissen geführt.

Welche meinen Sie?

Schellenberger: Das Kabinett hat beschlossen, den Anteil der erneuerbaren Energien bei der Wärmeversorgung von Gebäuden im Jahr 2020 von 6 auf 14 Prozent zu steigern. Das wird von einigen so verstanden, dass regenerativen Energien ein Allheilmittel wären. Das ist aber nicht der Fall. Vielmehr werden wir ohne eine drastische Reduzierung des Bedarfs den Klimaschutz nicht in den Griff bekommen.

Dipl.-Ing. Tobias Schellenberger, IVPU
Bild 2: Dipl.-Ing.
Tobias Schellenberger,
IVPU-Geschäftsführer. 
Foto © IVPU

Ein schwerer Geländewagen wird nicht energieeffizienter, wenn man ihn mit Biodiesel betreibt. Ein Solarantrieb funktioniert nur bei Fahrzeugen mit äußerst geringem Energiebedarf. Genauso verhält es sich bei Gebäuden: Erst gilt es, den Energieverbrauch durch Wärmedämmung zu senken, dann kann man sich darüber Gedanken machen, wie man den verbleibenden Heizwärmebedarf deckt. Die Wärmedämmung ist Pflicht, die Nutzung erneuerbarer Energien die Kür.

Anfang dieser Woche hat der zuständige Bundestags-Ausschuss zur öffentlichen Anhörung eingeladen. Das Energieeinsparungsgesetz (EnEG) soll diese Jahr zum dritten Mal seit 1977 durch ein Gesetz geändert werden. Der Wärmeschutz steht nach wie vor an erster Stelle auch im EnEG 2009. Meinen Sie, dass die Bedeutung der Wärmedämmung für den Klimaschutz jedoch allgemein unterschätzt wird?

Schellenberger: Auf jeden Fall. Wenn Energiesparlampen im Mittelpunkt der öffentlichen Debatte über Energiesparmaßnahmen stehen, zeigt das, dass die Gewichtung nicht stimmt. Damit Sie mich nicht falsch verstehen: Maßnahmen zur Senkung des Stromverbrauchs sind natürlich sinnvoll, nur können sie alleine das Problem nicht lösen. Nur etwa 1 Prozent der Energie in privaten Haushalten wird für Beleuchtung verbraucht. Durch den Einsatz von energiesparenden Leuchten können wir diesen Anteil vielleicht auf ein halbes Prozent drücken. 70 bis 80 Prozent der eingesetzten Energie entfallen auf Heizwärme.

Als erstes müssen die Lecks gestopft werden, die unzureichend gedämmte Dächer, Wände und Böden, durch die Wärme aus dem Haus entweicht. Ein Quadratmeter ungedämmte Dachfläche „verbraucht“ in einer kalten Winternacht mehr Energie als 3 Energiesparleuchten. Ein ungedämmtes Haus mit Solarenergie oder Geothermie zu beheizen gleicht dem Versuch, ein Sieb mit Wasser zu füllen.

Neben der Energieeffizienz ist die Nachhaltigkeit zu einem wichtigen Thema im Bauwesen geworden.

Schellenberger: Nur energieeffiziente Gebäude sind nachhaltig, insofern hängt beides eng zusammen.

Dipl.-Ing. Tobias Schellenberger, IVPU
Bild 3: Dipl.-Ing.
Tobias Schellenberger,
IVPU-Geschäftsführer.
Foto © IVPU

Wärmedämmstoffe bilden die wesentliche Voraussetzung für nachhaltige Gebäude, sie reduzieren den Ausstoß von Treibhausgasen und leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Zur Nachhaltigkeit gehören außer ökologischen auch wirtschaftliche und soziale Aspekte. Dabei wird der gesamte Lebenszyklus eines Baustoffs betrachtet, von der Herstellung über die Nutzungsphase bis hin zum „end of life“.

Nachhaltigkeit und Energieeffizienz können nur auf Gebäude- und nicht auf Produktebene bewertet werden. Bei Wärmedämmstoffen ist nicht der Inhalt an „grauer Energie“ entscheidend, sondern die Heizenergie, die ein gut gedämmtes Gebäude im Vergleich zu einem energetisch ineffizienten weniger verbraucht. Polyurethan-Dämmstoffe sparen im Laufe ihres Produktlebens etwa hundertmal mehr Energie ein, als zu ihrer Herstellung benötigt wird. Die eingesetzte Energie zahlt sich also vielfach aus.

Wie steht es mit der Wirtschaftlichkeit von Wärmedämm-Maßnahmen?

Schellenberger: Wärmedämm-Maßnahmen sind eine Investition in die Zukunft, für die nächsten 30 bis 50 Jahre. Man sollte sich von den augenblicklich fallenden Energiepreisen nicht täuschen lassen: Die weltweit rasant steigende Nachfrage bei begrenzten Reserven werden die Öl- und Gaspreise bald wieder in die Höhe schnellen lassen.

Bei Wirtschaftlichkeitsberechnungen wird oft der Fehler gemacht, dass die zu erwartenden Energiekosteneinsparungen gegen die Gesamtkosten einer Sanierungsmaßnahme gerechnet werden. Das wäre in etwa so, als würde man erwarten, dass sich ein neues Auto allein durch den geringeren Benzinverbrauch amortisieren würde. Dabei wird nicht berücksichtigt, wenn Erneuerungsmaßnahmen ohnehin durchgeführt werden müssen. Rechnet man die Kosten für die notwendige Erneuerung der Dachziegel oder der Fassade ab und betrachtet nur die Kosten der Dämmung, so ergeben sich meist kurze Amortisationszeiträume. Wer in Wärmedämmung investiert, legt sein Geld sicher an und erzielt hohe Renditen. Von welcher anderen Geldanlage lässt sich das derzeit sagen?

Der IVPU veröffentlicht Publikationen für Energieberater, Architekten und Planer. Ihre Zielgruppe entspricht auch unseren Lesern. Im Jahr 2008 waren ihre Top Download-Favoriten die IVPU-Planungshilfen und Informationen zur Herstellung, Anwendung und zu den bauphysikalischen Eigenschaften von Polyurethan-Hartschaum-Wärmedämmstoffen. Wie sehen Sie hier die Brücke zur Baupraxis?

Schellenberger: In der Praxis muss man wissen: Welche Eigenschaften hat der Dämmstoff? Wo kann das Produkt eingesetzt werden? Hier schaffen die Publikationen des IVPU Klarheit. Die Planungshilfen des IVPU zeigen Architekten, Planer und Energieberater ausgereifte Dämmlösungen auf hohem technischem Niveau. Die U-Wert-Tabellen zu den einzelnen Konstruktionsbeispielen sind auf verschiedene Polyurethan-Dämmstoffdicken und Wärmeleitfähigkeitsstufen abgestimmt. So kann der Berater die geforderten U-Werte ablesen und in computergestützte Planungssysteme übernehmen. Die Dämmstoff-Anwendungstypen mit entsprechenden Kurzzeichen nach DIN EN 4108-10 und die Mindestanforderungen nach der europäischen Produktnorm EN13165 für Polyurethan-Hartschaum werden ebenfalls erläutert.

Als vor gut dreißig Jahren die Erdölkrise zu unserem Energieeinsparungsgesetz (EnEG) führte war spätestens nach der Wärmeschutzverordnung 1977 allen klar, dass in unseren Breitengraden die Wärmedämmung prioritär ist. Dennoch sind Vorbehalte gegen Wärmedämmung weit verbreitet. Es gibt die Meinung, Wärmedämmung hindere Häuser am „Atmen“.

Schellenberger: Die Vorstellung der „atmenden“ Wände geht auf Max von Pettenkofer, einen populären Physiker des 19. Jahrhunderts zurück. Auch wenn längst bekannt ist, dass Pettenkofers Theorie auf einem Irrtum beruht, spuken die atmungsaktiven Baustoffe noch immer durch die Bauwelt. Dahinter stecken neben Unwissen auch handfeste Marktinteressen. Richtig ist, dass die Feuchtigkeit über Lüftung aus einem Gebäude abgeführt wird, und nicht durch geschlossene Wände. Man weiß ja aus Erfahrung, dass Tauwasserniederschläge beim Kochen oder nach dem Duschen schnell verschwinden, wenn man ein Fenster öffnet.

Wärmedämmung setzt die Innentemperatur von Außenbauteilen herauf und vermindert so das Tauwasserrisiko. Eine Felduntersuchung des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung hat empirisch bestätigt, dass in gut gedämmten Häuern viel seltener Schimmel auftritt.

Die Wärmedämmung bietet darüber hinaus Mehrfachnutzen: Sie verbessert den Wohnkomfort, sorgt für gesünderes Raumklima und schützt die Bausubstanz.

Sie vertreten als Geschäftsführer des Industriebverbandes Polyurethan-Hartschaum die Hersteller von Polyurethan-Dämmstoffen. Warum sollen Bauherren mit Polyurethan dämmen?

Schellenberger: Je höher die Anforderungen an den Wärmeschutz, desto wichtiger wird die Dämmeffizienz. Dämmstoffdicken lassen sich nicht beliebig steigern; insbesondere bei der Altbausanierung sind hier Grenzen gesetzt. Polyurethan ist leistungsfähiger als andere marktgängige Dämmstoffe und kann universell eingesetzt werden. Mit Polyurethan-Dämmstoffen kann man in jeder Bausituation den maximalen Einsparungseffekt erzielen.

Dipl.-Ing. Tobias Schellenberger, IVPU
Bild 4: Dipl.-Ing.
Tobias Schellenberger,
IVPU-Geschäftsführer.
Foto © IVPU

Bei der Sanierung von Steildächern setzen sich Polyurethan-Dämmstoffe immer mehr durch, weil sie besser dämmen, leicht, druckfest und dauerhaft sind. Sie werden von außen auf den Sparren verlegt und bilden eine durchgehende, wärmebrückenfreie Dämmschicht. Während der Sanierungsarbeiten können die Innenräume ganz normal genutzt werden – Lärm und Schmutz bleiben draußen. Diese Art der Dämmung ermöglicht eine luft- und winddichte Ausführung, um Wärmeverluste zu minimieren und um Bauschäden vorzubeugen.

Auch in Flachdächern, in der Fassade und im Fußboden kommen Hochleistungsdämmstoffe aus Polyurethan immer häufiger zum Einsatz – überall dort, wo höchste Energieeffizienz gefragt ist.

Herr Schellenberger, vielen Dank für unser Gespräch!

- Kontakt für inhaltliche Fragen:
IVPU – Industrieverband Polyurethan-Hartschaum e. V.
Tobias Schellenberger, E-Mail: schellenberger@ivpu.de

- Kontakt zur Autorin:
Melita Tuschinski, Redaktion EnEV-online.de
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- Wichtiger Hinweis:
Bitte beachten Sie, dass sämtliche Verwertungsrechte dieses Interviews bei der Autorin Melita Tuschinski liegen. Bitte nehmen Sie bei Interesse Kontakt mit der Autorin auf.
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